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Ave Maria F-Dur, WAB 5 (1856)

Ave Maria F-Dur, WAB 5 (1856)
Offertorium für Sopran, Alt, vierstimmigen gemischten Chor, Orgel und Violoncello

 

Johann Gross  (S.A. Reiss) Innsbruck, 1893
NGA: XXI, Nr. 19 (Bauernfeind-Nowak, 1984)

Van Zwol Bruckner-Biografie 704



 

 



Bemerkungen zu den Aufnahmen
Bruckner schrieb dieses Ave Maria für das Stift St. Florian, wo auch die Uraufführung stattfand - also unter Mitwirkung von Knabenstimmen, von denen vermutlich zwei die beiden kurzen Solistenparte übernahmen. Für moderne Ohren sind deren noch nicht ausgewachsene und technisch meistens noch nicht so versierte Stimmen manchmal gewöhnungsbedürftig, zumal das nicht mehr der heute gängigen Praxis entspricht, wie fast alle andere Aufnahmen zeigen. Bruckner schreibt ausdrücklich die Mitwirkung eines Cellos mit, wohl unter Einfluss der barocken Basso Continuo-Praxis; da das Cello nur zur Grundierung des Orgelklangs dient und auf Aufnahmen kaum hörbar ist, lassen es die meisten Dirigenten stillschweigend weg.

Wie das Werk damals in St. Florian geklungen haben mag, davon gibt die Einspielung von Farnberger einen Eindruck, sie entspricht also der historischen Aufführungspraxis, zumal auch partiturkonform ein Cello mitwirkt. Die Interpretation ist dadurch aber weniger subtil als die mancher anderen Chören; außerdem lässt ihre Transparenz zu wünschen übrig. Auch bei Flämig singen Knabenstimmen mit, allerdings ist seine Aufnahme Farnberger ästhetisch überlegen, die Knabenstimmen sind als solche hörbar, bewegen sich aber auf demselben Niveau wie die erwachsenen Stimmen. Die beiden Solisten schgeinen allerdings erwachsene Sängerinnen zu sein.

Die älteste Aufnahme ist die von Günther. Sein Chor singt mit ziemlichem Vibrato und mit Einsatz, aber ohne jedes Raffinement und auch nicht homogen - wahrscheinlich handelt es sich um einen nicht-professionellen Chor. Die Solostellen werden von den betreffenden Chorgruppen übernommen. Die Aufnahme hat ihren Wert als historisches Dokument - zu der Zeit war das Repertoire, das Günther einspielte, wie die Rezeptionsgeschichte beweist noch weitgehend unbekannt. 1983 und 1991 entstanden die beiden Aufnahmen unter Shewan - auch sie mit einem nicht-professionellen größeren Chor, auch hier viel Einsatz, aber das Resultat bleibt bescheiden. Auf der ersten Aufnahme singt der Chor nicht geschmeidig und mit viel Vibrato und mit hartem Klang; die zweite Aufnahme ist zwar besser, aber auch hier ziemlich viel Vibrato und eine hölzerne Anwendung der Dynamik. Die Aufführung mutet draufgängerisch an, vermittelt überhaupt keinen religiösen Eindruck, und fragt sich, ob die Sänger wissen, was sie singen...

Kommen wir zu den überzeugenderen Aufnahmen. Manche betonen den Unterschied zwischen den beiden Außenteilen (Andante) und dem Mittelteil mit dem "Jesus"-Anruf (Adagio), sowohl in bezug auf das Tempo wie auf die Intensität. Sehr stark macht dies Stenlund - bei normaler Gesamtdauer des Werkes ist bei ihm der Mittelteil sehr langsam, und der Rahmen folglich ziemlich schnell. So entsteht ein großer Kontrast und betont die Aufführung die Struktur des Werkes. Die kurzen Solistenpartien werden von der entsprechenden Chorgruppe gesungen. Der Chor singt kräftig, das Ganze wirkt packend. Stilisierter wirkt Ortner; sein Chor singt wie erwartet wunderbar, die Tempi überzeugen (auch wenn sich Ortner einige Freiheiten gegenüber der Partitur zu erlauben scheint), auch die Dynamik - nur die Orgelbegleitung während der Soli wirkt in der Continuo-Imitation etwas holprig. Die ästhetisch überzeugendsten Aufnahmen dieses ersten Ave Maria stammen wahrscheinlich von Fiala und Pancik. Der Chor bei Fiala verfügt über eine hohe Stimmkultur mit vielen Nüancen und einer schönen Beherrschung der Dynamik und ist schön transparent aufgenommen; Ähnliches lässt sich von Pancik sagen: hohe Chorkultur, wirksam eingesetzte Dynamik, schön phrasiert, und hier besondrs eine warme, lebendige Interpretation.

Ein wenig ein Sonderfall ist die Aufnahme unter Klava, da auf der CD nicht Bruckner, sondern die Solistin, also Inesa Galante, im Mittelpunkt steht. Das erklärt vermutlich auch, warum das Altsolo von den Alt-Stimmen des Chores, das Sopransolo aber vom Star gesungen wird! Die Aufnahme leidet ein wenig unter der Kirchenakustik (Rigaer Dom), so dass sie weniger transparent ist, am Gesang lässt sich aber nichts aussetzen. Es geht bei dieser Interpretation nicht um die Details der Musik, sondern um die "Geschichte", die sie erzählt: Der Chor singt schön und flüssig, mit Gefühl für Spannung und Dramatik, und das Sopransolo wird selbstverständlich nirgendwo schöner gesungen...


Daniel Burdet
Solisten?, Chorale Royale Protestante de Bruxelles, Allen James (Orgel)
Aufnahmedatum:
Ausgaben: CD: Ausgabe des Chores (Motets et Psaumes)

Antonio Duran
Claudia Neves (Sopran), Dimas de Caririo (Tenor), Ensemble
Aufnahmedatum: 1998 oder 2001
Fassung/Partitur: Bearbeitung?
Aufführungsdauer: 04'42
Ausgaben: CD: Paulinas - Comep (Brasilien) (Ave Maria - Gratia Plena)

Franz Farnberger
St. Florianer Sängerknaben, Solisten Mitglieder des Chores, Andreas Etlinger (Orgel), Cellist vermutlich aus dem Stiftsorchester
Aufnahmedatum:4/1997
Aufführungsdauer: *04'15
Ausgaben: CD: Studio SM D2639 SM 44, Studio SM FFSM 3142  

Petr Fiala
Eva Daòhelová (Sopran), Pavla Zboøilová (Alt), Martin Jakubicek (Orgel)
Tschechischer Philharmonischer Chor Brno
Aufnahmedatum: 28./30.1.2006
Aufführungsdauer: *04'20
Ausgaben: CD: MDG 322 1422-2; SACD: MDG 922 1422-6
Bem.: Kein Cello

Martin Flämig
Barbara Hoene (Sopran), Ute Walther (Alt), Dresdner Kreuzchor, Michael Christfried Winkler (Orgel)
Aufnahmedatum: 1/1985
Aufführungsdauer: *04'44
Ausgaben: LP: Capriccio C 27 099; CD: Eterna 3 29 038, Capriccio 10 081, Delta 10 081; Herder 9-1398-6 (12 Ave Maria. Vom Mittelalter bis zur Romantik)
Bem.: Kein Cello

Hubert Günther
Rheinischer Kinder- und Jugendchor, Rheinische Singgemeinschaft, Männergesangverein Concordia, Hamm (?), Willy Nölling (Orgel)
Aufnahmedatum: ca. 1976
Aufführungsdauer: *04'29
Ausgaben: LP: Garnet G 40 107 (Musik im Schloss)
Bem.: An den Aufnahmen dieser LP waren diverse Chöre beteiligt: der Rheinische Kinder- und Jugendchor, die Rheinische Singgemeinschaft und der Männergesangverein Concordia Hamm; die Antwort auf die Frage, welcher Chor bei diesem Werk eingesetzt wurde oder ob alle gemeinsam sangen, bleibt der Phantasie des Hörers überlassen. - Das Sopran- und Altsolo wird vom Chor übernommen. Kein Cello

Susumu Kasai (?)
Kyoto Boys' Choir
Aufnahmedatum: 4.5.2014 (Harikawa Musikhochschule)
AuffÜhrungsdauer: *04'25
Ausgaben: Video: YouTube
Bem.: Nähere Angaben fehlen.

Sigvards Klava
Inessa Galante (Sopran), Radiochor Lettland, Aivars Kalejs, Orgel
Aufnahmedatum: 1996 Live (Riga, Kathedrale)
Aufführungsdauer: *03'43
Ausgaben: CD: Latvijas radio (Sancta Maria), Campion Records RRCD 1341 (Musica Sacra)
Bem.: Das Alt-Solo wird vom Chor übernommen. Vermutlich kein Cello

Erwin Ortner
Elena Copons (Sopran), Johanna Aschenbrenner (Alt), Arnold Schoenberg Chor, Peter Planyavski (Orgel), Jan Petryka (Cello)
Aufnahmedatum: 11/2008
Aufführungsdauer: *03'47
Ausgabe: CD: Ausgabe des Chores (Anton Bruckner Tantum ergo)

Joseph Pancik
Dagmar Masková (Sopran), Eva Zbytovská (Alt), Prager Kammerchor, Josef Kšica (Orgel)
Aufnahmedatum: 27./28.8.1993
Aufführungsdauer: *04'12
Ausgaben: Orfeo C 327 951 A
Bem.: Ohne Cello

Fernando Rubio Rodriguez
Celia Alcedo (Sopran), Anabel Aldalur (Mezzo), Coro de Cámera Clavileño, Miguel Ángel Tallante (Orgel)
Aufnahmedatum: 3(oder: 31?).8.2008, Los Molinos (Spanien), Iglesia de la Immaculata Conceptión, im Rahmen des XXV Festival de Música Sierra Musical
Aufführungsdauer: *04'56
Ausgaben: Internet (YouTube)

Arturo Sacchetti
Orgel?
Aufnahmedatum: 1.5.2011?
Fassung/Partitur: Bearbeitung für Orgel
Aufführungsdauer: *04'34
Ausgaben: CD: Loggione Record (Beatificazione Giovanni Paolo II)
Bem.: Die CD erschien anlässlich der Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. - Schlechte Klangqualität

Rainer Selle (Kern-Orgel), Sabine Röhrig (Horn), Jörg Röhrich (Flügelhorn)
Aufnahmedatum: ? (Petri-Kirche, Burg Schleswig-Holstein)
Fassung/Partitur: Bearbeitung
Aufführungsdauer:
Ausgaben: CD: Ausgabe der Kirche (Die Himmel rühmen. Festliche Musik für Orgel, Horn und Trompete)
Bem.: Unklar ist, um welches Ave Maria Bruckners es sich handelt. Die Angabe „Andante sostenuto" trifft auf keins der drei Ave Maria zu (WAB 5 und 6: Andante)

Robert Shewan
Melanie Ohm (Mezzo), Kathleen Miller (Sopran), Roberts Wesleyan College Chorale, Barbara Harbach (Orgel)
Aufnahmedatum: © 1983
Aufführungsdauer: *04'18
Ausgaben: LP: Roberts Wesleyan College Records 41448 (Anton Bruckner - Sacred and Secular Choral Works); CD: High Definition Tape Transfers HDTT (ohne Nummer)(Anton Bruckner - Sacred and Secular Choral Music)
Bem.: Ohne Cello-Begleitung

Robert Shewan
Erin Stedmann (Sopran), Jill Richardson (Mezzo)
Roberts Wesleyan College Chorale, Thaddeus James Stewart (Orgel)
Aufnahmedatum: 19./21.4.1991
Aufführungsdauer: *04'08
Ausgaben: CD: Albany TROY 063 (Choral Works of Anton Bruckner)
Bem.: Ohne Cello-Begleitung

Dan-Olof Stenlund
Malmö Kammarkör, Anders Johnsson (Orgel)
Aufnahmedatum: 2/2004
Aufführungsdauer: *04'31
Ausgaben: CD: Malmö Kammarkör MKKCD 051 (Ausgewählte Werke)
Bem.: Der Solistenpart wird vom Chor übernommen. Ohne Cello-Begleitung